Auf Cthulhus Spur

Gepflegtes Rollenspiel rund um den kriechenden Wahnsinn

Die gedrückte Party

Nach einem ruhigen Dienstag sind wir heute alle etwas aufgeregt & neugierig. Was wird uns wohl auf dem Event bei Mrs. Chadwick erwarten, vor allem dem Lord? Immerhin ist es sein Ruf und Sanatorium, was unterschwellig negativ sogar in den Schlagzeilen geraten ist. Nach einen morgendlichen Dauerlauf und fernöstlicher Gymnastik treffen wir uns zum Brunch und bereden nochmals die Lage, aber es läßt sich nichts weiter vorbereiten, neue Informationen sind auch nicht eingetroffen.

Mary-Ann und ich entscheiden uns zu Fliegen, der Rest des „C-Teams“, wie wir uns scherzhaft am Vorabend genannt hatten, läßt sich in meinem Silverghost von Mare nach Exeter chauffieren. Wir nehmen alle unsere Abendgarderobe mit, die vorzüglich von dem Schneider in Bristol fertiggestellt wurde. Als Treffpunkt machen wir das Hotel Imperial aus, wo auch wir ein Zimmer mieten für die Nacht und zum „Frisch Machen“ vor dem Event.

Wir heben mit Freude ab, Mary-Ann steuert mit kindlichem Übermut die Maschine. Wir donnern durch die Wolken und Mary-Ann ruft laut „Und gleich die Todesspirale“. Ich hoffe, es ist nicht das letzte, was ich von dieser Welt vernehme…dann, kurz vor Exeter, sehen wir die kleinen Figuren von unseren Kameraden und Mary-Ann reißt übermütig das Flugruder nach vorne, wir kippen nahezu in einem ungünstigen 90 Grad Winkel nach unten. Die Maschine röhrt, stottert und säuft im Flug ab! Die frisch gebackene Pilotin bemerkt dies noch nicht einmal, zu hoch ist ihr Adrenalin Schub, sie jubelt vor Freude. Der Boden kommt schnell näher. Die Apothekerin versucht auf einer Höhe von 500 Yards die Maschine wieder unter Kontrolle zu bringen – ohne Effekt. Kreidebleich dreht sie sich zu mir und ruft kreischend „Was soll ich machen, das Ding funktioniert mal wieder nicht!“

Ohne auf ihre haltlosen Unterstellungen und kraftlosen Rudergezappel einzugehen, übernehme ich nun die Kontrolle, stelle den Motor auf Leerlauf und lasse die Zündung langsam kommen. Mit einem Ruck röhrt der Motor wieder und gibt mir die Kontrolle zurück. Ein Glück, den es waren nur noch 80 Yards bis zur Exe, die bei einem Absturz aus dieser Höhe steinhart gewesen wäre. Mit aller Kraft ziehe ich und uns in die Waagerechte und drossel gleichzeitig die Geschwindigkeit auf 30 Knoten. Holpernd landen wir wie ein Flitschstein auf dem Fluß, dem Exeter seinem Namen verdankt, während Mary-Ann immer wieder laut „Oh Gott, wir sterben“ ruft und mehrmals gegen die Decke gedrückt wird. Schließlich landen wir keine 50 Yards unbeschadet von unseren belustigten Zuschauern. Mit einem Ruck springt die Kreidebleiche aus dem Flugapparat und brüllt sich das Brunch aus dem Leib. Ich steig grinsend aus und meine von Ihr diverse Flüche über die Technik zu hören.

Unsere Freunde kommen zu uns und gratulieren uns zu der furiosen Landung, Mary-Ann bekommt vom Lord einen Gin, um Ihre Nerven zu stärken. Nach zwei weiteren Näschen ist sie dann auch wieder fit. Leicht belustig und guter Dinge fahren wir ins Hotel und machen uns frisch. Nachdem ich mich vor dem Spiegel betrachte, denke ich etwas wehmütig an meine Militärzeit, die vielen Untergebenen und die Aufregungen des Krieges.

Chadwick Manor

Pünktlich fahren wir dann los zu dem Anwesen von Mrs. Regina Chadwick. Mare parkt den Silver Ghost und beschließt beim Anblick der vielen Menschen, im Auto zu bleiben. Zu meinem Bedauern ist Carla auch nicht anwesend, der zurückliegende Exorismus scheint Ihr mehr abverlangt zu haben als dem Rest der Crew. Der Affe Fritzi & der Spurensucher Indie bleiben bei Mare, dafür ist die Gesellschaft nicht angemessen. Wir schreiten durch den Haupteingang und werden zugleich höflich & freundlich von Mrs Chadwick empfangen, Sie bietet uns Champagner & Horsd’œuvre an, muß aber weiteren gastgeberischen Verpflichtungen nachgehen. Edgar -Lee wird sich später zu der Gesellschaft hinzugesellen. Wir schauen uns um.

 

Duke Wellington & Band

Als erstes fällt uns allen auf, dass alles in Schwarz – Weiß gehalten ist. Ich komme mir wie in einem amerikanischen Comic Strip vor, die ich, nebenbei bemerkt, völlig albern finde. Selbst die Luftballons sind ohne Farben. Es spielt eine kleine Kapelle die Stücke von Duke Wellington, einem amerikanischen Jazz Musikers, was mir auch nicht zusagt. Schnell leere ich den Champagner und hole mir ein zweites Glas samt einigen Happen. Ich versuche Smalltalk zu betreiben, um mit der Gesellschaft warm zu werden und vielleicht wertvolle Informationen zu erhalten. Leider ergibt sich aus den meisten netten Gesprächen nichts Neues. Dann treffe ich eine Seargant aus dem zweiten Burenkrieg, er ist mit Beinprothese und Frau anwesend. Ich erfahre von seiner Gattin, dass die Farbwahl wohl aus Rücksicht auf die Nervenkrankheit von Edgar-Lee beruht. Die Musik scheint sich zu wiederholen, es scheinen immer die gleichen Stücke zu sein, alles in einer Schleife. Ich gehe zu den Musikern. Der Gitarist, der gerade Pause macht, ist sichtlich entnervt. Er erzählt mir, dass die Playlist auf Wunsch von Edgar-Lee gespielt wird. Sie würden liebend gerne etwas Flotteres spielen. Dann muss er auch schon wieder das nächste Stück spielen.

Mary-Ann trifft eine Studiumskollegin, sie tauschen sich rege & laut lachend aus. Ich sehe, wie sich beide über eine kleine, von Mary Ann mitgebrachte, Papiertüte beugen und sich freuen. Anschließend rühren sich die beiden das Pulver aus der Tüte in Ihre Gläser und scheinen recht rasch äußerst amüsiert zu sein. Ich wende mich ab.

Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Henry und Ragnar im Nebenraum mit dem Butler reden und dieser eine sehr hübsches junges Kammermädchen rufen. Die beiden Kameraden wirken enttäuscht, ich hingegen entzückt. Ich schnappe mir zwei Champagner Gläser, freue mich auf die frische Abwechslung von dieser steifen Party, als ich den mahnenden Blick vom Lord erblicke. Schnell & leicht errötet stelle ich ein Glas wieder weg und geselle mich auf der Terasse nahe der Exe zu ihm, um unsere Eindrücke auszutauschen.

Dienstmädchen Mary

Pünktlich um 10 pm gibt es einen Tusch und Edgar-Lee wird in den Saal geschoben, von einem Mann komplett in Weiß. Mrs Chadwick hält eine kurze Rede, die aber nicht im Geringsten über den erbärmlichen Zustand des ehemaligen Patienten hinwegtäuschen kann. Bei dem Versuch mit ihm zu reden kommt nahezu keine Reaktion. Von einem frisch Genesendten sollte man mehr Spritzigkeit erwarten können. Ich halte kurz Smalltalk mit dem Mann in Weiß, er ist der Krankenpfleger des Neffen von Mrs. Chadwick und scheint ein netter & zuverläßiger Bursche zu sein.

Edgar-Lee Chadwick

Kurz nach den niederschlagenden Treffen bittet uns die Dame des Hauses zu einem privatem Treffen in die Bibliothek des Hauses, was wir zusagen. Was uns nun wohl erwartet? Wir schlagen noch eine Stunde die Zeit tot, bis ein Butler uns in die besagten Räume geleitet. Er bittet uns zu warten, Mrs. Chadwick wird in Kürze eintreffen. Als wir allein sind, machen wir uns, teils aus Langeweile, teils aus Wissbegier, über die Bücher her und suchen nach Hinweisen. Ich erblicke ein dünnes Kinderbuch aus Japan mit dem Titel „A Dream of Japan“. Es handelt von Geistern, die Menschen aufsuchen. Beim schnellen Überfliegen fallen mir 2 Arten auf, eine bösartige und eine Art Irrlicht, die weniger absichtlich böse zu sein scheinen. Am Ende finde ich eine Widmung “To my Ronny Mouse, Eddie”. Schnell schlußfolgere ich: Eddy = Edgar-Lee. Aber wer ist Ronny? Ich zeige dem Lord den Fund, aber er scheint in eine Original Ausgabe vom Kama Sutra vertieft zu sein, ich kenne die Stelle, es sind die Anweisungen, wie Frauen Ihre Liebhaber mittel Kratzer markieren.

Dann höre ich Schritte im Flur und stelle schnell das Büchlein an seinen Platz. Regina betritt den Raum und wir begrüßen Sie höflich. Von Ihrer resoluten Art bemerken wir nichs, im Gegenteil, sie ist sehr nervöus und unsicher. Schnell kommt sie zum Punkt: Ihre Nicht Veronica ist seit Tagen verschwunden. Sie ist sehr traurig, sodass ihre Stimme versagt und der Butler uns einen letzten Brief von Ihr vorliest, der sehr nach Abschied klingt. Das läßt nichts Gutes ahnen!

Farewell Letter from Veronica Chadwick

Sie bittet uns diesen Fall anzunehmen und aufzuklären. Auf Nachfrage, wie sie auf uns gekommen ist, erwähnt sie nach unseren Drängen zögerlich den gemeinsamen Bekannten Rupert Merryweather. Der Lord ist nicht amüsiert, vielleicht ist seine Angst vor öffentlicher Bekanntheit noch nicht ganz austherapiert! Dennoch nehmen wir den Fall an, zu drängend & dringend erscheinen uns die Umstände. Ich bitte noch um einen offiziellen schriftlichen Auftrag, Ermittlungen in ihrem Sinne anzustellen. Ordnung muß sein!

Dann wird uns noch ein Kaffee serviert, die hübsche Mary bringt ihn und zugleich werde ich von Henry angestubst – und vom Lord erneut mahnend angeschaut. Ich belasse es bei einem Zwinkern, was sie mir leise kichernd erwidert. Nun frage ich Mrs. Chadwick gründlich nach alter Schule von Scotland Yard aus, um mehr Details zu erfahren. Veronica ist seit ca. 14 Tagen verschwunden, sie studiert Anglizismus & Geometrie in Bristol, wohnt in der Nähe von dem kürzlich verstorben Rupert Merryweather und hat eine Mitbewohnerin names Paula mit französichem Nachnamen. Ihre Eltern leben in Glasgow und Edgar-Lee war sehr gut mit Ihr befreundet. Still denke ich: Ronny = Veronica. Und alle drei (!) beschäftigen sich mit okkulten Wesenheiten. Keine guten Anzeichen, wie wir aus Erfahrung wissen!